Foto Müller |
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Einführung
Mir fällt immer wieder auf, dass von vielen Fotografen die Portrait- und Aktfotografie, aber insbesondere die Studiofotografie als ein so schwieriges Thema aufgefasst wird, dass man hiervon besser die Finger lässt. Ob dies nun daran liegt, dass diese Art der Fotografie vorurteilsbehaftet ist oder durch den Faktor des Unbekannten eine Hemmnisschwelle hat, weiß ich nicht.
Natürlich interessiert diese Art der Fotografie nicht jeden. Aber für alle anderen, die hieran ein gewisses Interesse haben, sich bisher aber noch nie herantrauten, soll der "Kleine Studioguide" sein. Mit ihm will ich all den nicht Uninteressierten zeigen, dass hinter der Studiofotografie genauso wenig Zauberkunst steckt, wie hinter der Entwicklung seines ersten Filmes oder der Arbeit in der Dunkelkammer. All diejenigen, die seit Langem mit Fotochemie panschen, meinen zu den Anfängern: "es ist leicht, trau Dich ran". Und genauso sieht es in der Portrait- und Aktfotografie aus, man muss sich letztendlich nur herantrauen.
Daher baue ich hier ein Konzept zum "Kleinen Studioguide" auf, den ich Euch nach und nach präsentieren werde, in der Hoffnung, Euer Interesse an der Studiofotografie zu wecken und Ängste zu nehmen. Hierbei stütze ich mich auf meine eigenen Erfahrungen und auf einschlägige Literatur.
Ich habe mir für den kleinen Studioguide folgendes Programm vorgestellt:
1. Ausrüstung / Ausstattung
1.1 Grundsatz
1.2 Übersicht erforderlicher Ausrüstung, sortiert nach Einsteiger / Fortgeschrittener / (Semi-)Profi
1.3 Das Heimstudio
1.4 technische Hilfsmittel
2. Planung / Konzeptionierung
2.1 Grundsätze
2.2 Am Anfang steht eine Idee - das Konzept
2.2.1 Konzept erarbeiten
2.2.2 konzeptionelle Checkliste
2.2.3 inhaltliche Checkliste
2.3 Der Modelvertrag
2.4 Posen / Formenlehre / Farbpsychologie
2.5 Präsentationsmaterial
2.6 Vorbesprechung
2.7 Bezugsquelle - oder: wie komme ich an ein Model?
3. Durchführung - das Modell
3.1 Auswahl des Modells
3.2 Umgang mit dem Modell
3.3 gezielte Streßvermeidung
3.4 Körpersprache / Körperhaltung
4. Durchführung - Aufnahmetechniken
4.1 Belichtung
4.2 Filter in der SW-Portrait- & -aktfotografie / Korrekturfaktoren von Farbfiltern
4.3 empfehlenswerte Filter in der Farbfotografie
4.4 Modelleigenschaften - wie reagiere ich während der Aufnahmen auf körperliche Eigenschaften?
5. Durchführung - Lichtführung
5.1 Portraitbeleuchtung
5.2 Lichtführung
5.3 Lichtformer
6. Wir verlassen das Studio - Outdoorfotografie
7. empfehlenswerte Literatur
Kapitel 1 - Ausrüstung / Ausstattung
1.1 Grundsatz
Grundsätzlich ist der technische Aspekt in der Fotografie zu vernachlässigen, nicht umsonst gibt es den Grundsatz "Es ist unwichtig, mit welcher Kamera eine Aufnahme gemacht wurde, wichtig ist das Können desjenigen, der hinter ihr steht". Dieser Grundsatz trifft mehr oder minder auch auf die Personenfotografie zu. Auch mit einer sehr einfach gestalteten Ausrüstung lässt sich bereits viel erreichen, sowohl außerhalb auch als im Studio. Auch wird nicht unbedingt Studioequipment und überragende Studioerfahrung benötigt, gibt es doch in Deutschland ein reichhaltiges Angebot an Mietstudien, in denen der Einsteiger gute Erfahrungen sammeln und Hilfe vom Studiobetreiber erwarten kann.
Ist das grundsätzliche Interesse an der Studiofotografie aber geweckt, oder möchte man sich gar auf diesen Bereich spezialisieren, empfiehlt es sich, über die Jahre eine gewisse Ausrüstung zuzulegen, mit der sich im Studio gut arbeiten lässt.
Eines der wichtigsten Kriterien für eine Spiegelreflexkamera, die man sich für den überwiegenden Einsatz im Studio zulegt, sollte die Abblendtaste sein. Grade in der Aktfotografie wirkt das Spiel mit Schärfe / Unschärfe besonders reizvoll. Um hier jederzeit das Ergebnis auch vor der erfolgten Aufnahme kontrollieren zu können, sollte die Kamera über eine Abblendtaste verfügen, die es erlaubt, die Blende entsprechend zu schließen, um die Schärfeausdehnung kontrollieren zu können.
1.2 Die Ausrüstung
Die benötigte Ausrüstung für die Studiofotografie lässt sich für den Einsteiger, den Fortgeschrittenen und den (Semi-)Profi unterteilen. Hierbei greife ich die Empfehlungen von M. Sigrist / M. Stolt (Die neue Aktfotoschule; s. Literaturempfehlungen) auf, da ich deren Aufzählungen für sehr gut halte. Zusätzlich erweitere ich die Auflistungen um eigene Erfahrungswerte.
1.2.1 Die Basis-Ausrüstung für den Einsteiger
- Spiegelreflexkamera mit der Möglichkeit, Wechselobjektive nutzen zu können
- Objektive: für den Einsteiger empfehlen sich zunächst übliche Zoomobjektive
♦ Standardzoom: 24 - 85 mm oder 28 - 105 mm Brennweite bei Kleinbild
♦ Telezoom: 70 - 210 mm, 70 - 300 mm, 100 - 300 mm
- Streulichtblenden zur Erhöhung der Brillianz der Aufnahmen
- System-Blitzgeräte mit einer Leistung von LZ 28 - 35 zum Aufhellblitzen
- wenn SW-Fotografie erwünscht ist, Orangefilter zum Schrauben oder von Cokin; persönlche Empfehlung: Cokin P-System
1.2.2 Die Basis-Ausrüstung für den Fortgeschrittenen
-
hochwertige Spiegelreflexkamera, ggfs. ein Zweitgehäuse; die Vorteile liegen hier darin, unterschiedliche Filme (z.B. SW / Farbe) nutzen zu können und ein Ersatzgerät zur Hand zu haben, falls mal ein Defekt das Erstgehäuse lahm legt
-
Objektive: vorzugsweise lichtstarke Festbrennweiten, ergänzt durch lichtstarke Zoom-Objektive
♦ Festbrennweiten: Portraittele 85 - 100mm, z.B. EF 85/1,8 oder EF 100/2 aus dem Canon-System
♦ Standardzoom: 28-70 mm mit Lichtstärke f2,8
♦ Telezoom: 70-200 mm, Lichtstärke zwischen f4 und f5,6
-
Systemblitzgerät, LZ 40 - 60, evtl. mehrere Blitzgeräte mit Verbindungskabel
-
Stativ, optimalerweise Dreibeinstativ, z.B. von Manfrotto
-
Auslösekabel für die Kamera
-
Polarisationsfilter, Orangefilter (für die SW-Fotografie), Weichzeichnungsfilter
-
Aufheller (Faltreflektor mit den Farben weiß, silber, gold; ggfs. 5-in-1-Reflektor; alternativ bietet sich eine große, etwas dickere Styroporplatte als idealer Aufheller an)
-
Universaltasche
1.2.3 Die Profiausrüstung
- 2 professionelle Spiegelreflexkameras mit unterschiedlichen Filmen
- Objektive
♦ Fisheye ~16 mm, lichtstarke Festbrennweite
♦ lichtstarkes Weitwinkel, ~ 17 - 20 mm, Festbrennweite
♦ lichtstarkes Normalobjektiv, z.B. EF 1,4/50 von Canon
♦ lichtstarkes Portraittele, z.B. EF 85/1,8 oder EF 100/2 von Canon
♦ lichtstarke Telefestbrennweiten, z.B. 135, 150, 200, 300 mm
- wahlweise Mittelformat-Kamera mit folgender Ausstattung / Optik, Lichtstärke f4 - f5,6
♦ Wechselmagazine für verschiedene Filme / Polaroidaufsatz
♦ Weitwinkel 50 mm
♦ Normalobjektiv 80 mm
♦ Portraitteleobjektiv 135 mm
♦ mittleres Tele 200 mm
- Kompaktblitzanlage mit bis 3 Köpfen á 500 Wattsekunden Leistung und das entsprechende Zubehör
- Handbelichungsmesser (Flashmeter, Blitzbelichtungsmesser)
- besonders stabiles Stativ (Dreibeinstativ), z.B. Manfrotto
- Auslösekabel für die Kamera
- Sortiment Faltreflektoren, Größen 50, 80, 120, 200 cm und / oder anderweitige Aufheller
- Filter-Sortiment: Polfilter, Gelb-, Grün-, Orange-, Rotfilter für SW-Fotografie, Goldfilter, Weichzeichnungsfilter
- stabiler Aluminium-Koffer, der leicht und stabil ist - dieser kann als Hocker oder als "Leiterersatz" dienen
1.3 Das Heimstudio
Wie bereits erwähnt, lohnt es Denjenigen, der nur gelegentlich im Studio arbeiten möchte, ein Mietstudio in der näheren Umgebung zu suchen, welches in jeder größeren Stadt in Deutschland zu finden sein dürfte. Möchte man aber häufiger im Studio arbeiten, sich das Geld für Mietstudien auf Dauer sparen oder gar ein eigenes Studio aufbauen, lohnen sich hierzu entsprechende Überlegungen.
A. Die Räumlichkeiten
Zunächst sollte man sich einmal Gedanken darüber machen, in welchen Räumlichkeiten das eigene Studio entstehen soll. Hier gibt es im Groben 3 Alternativen:
- einen Wohnraum in der eigenen Wohnung, welcher bei Bedarf ausgeräumt wird und als Studio dienen kann; von dieser Möglichkeit mache ich selbst Gebrauch
- einen Keller, der ausschließlich als Studio eingerichtet wird und dem das Studio dauerhaft installiert werden kann
- eine angemietete Räumlichkeit, in der das Studio dauerhaft isntalliert werden kann
Egal, für welche Möglichkeit man sich dauerhaft entscheidet, die Räumlichkeiten sollten auf jeden Fall über eine gewisse Grundausstattung verfügen:
- Toilettennutzung muss möglich sein
- der Raum muss, grade für die Aktfotografie, auf 23 - 26° C beheizbar sein
- die Mindestgröße sollte 3,5 x 3,5 Meter betragen (aktuelle Grundfläche, mit der ich z.Zt. arbeite), idealer ist eine Grundfläche von 4 x 5 Metern
- Wasserzugang sollte möglich sein, eine Dusche wäre ideal, würde aber bereits gehobene Ansprüche erfüllen
B. Der Hintergrund
Grundsätzlich würde sich als Hintergrund für die Portraitfotografie eine einfarbige bzw. weiße Wand eignen, die mindestens 3 Meter breit und mindestens 2,3 Meter hoch ist. Hierbei sollte man aber aufpassen, dass bei Wänden schnell mal Fußleisten am Boden sehr störend wirken können. Auf jeden Fall sollte der Hintergrund neutral sein und ermöglichen, vom Modell freigestellt zu werden. Das Modell sollte mindestens 1 Meter vor dem Hintergrund stehen können, um heftige Schlagschatten zu vermeiden.
Besser ist aber ein Hintergrundsystem, mit welchem eine neutrale Hohlkehre gebaut werden kann. Hier kann man dann sowohl Portrait- als auch Aktfotografie in Angriff nehmen. Ein Hintergrundsystem besteht aus 2 Komponenten, einem Hintergrundmaterial und einem Haltesystem.
Kommen wir zunächst zu den Haltesystemen für den Hintergrund. Hier gibt es 2 Systeme:
- festinstallierbare Halterungen: eignet sich ideal für fest installierte Fotostudien, die nicht wie z.B. im Wohnzimmer oft auf und wieder abgebaut werden müssen
- Hintergrundstativsystem: ein klein zusammbaubares und in der Anschaffung nicht zu teures System aus zwei in der Höhe variierbaren Stativen und einer langen Querstange, die aus mehreren Bauteilen besteht. Dieses Hintergrundstativsystem ist perfekt für Räume geeignet, die eigentlich nicht als Studio gedacht sind (z.B. mein Wohnzimmer) oder aber für Außeneinsätze, z.B. am Strand
Beim Hintergrundmaterial gibt es wiederum 2 Möglichkeiten, beide in der erstmaligen Anschaffung ungefähr gleich teuer, beide mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Als Hintergrundmaterial eignet sich sowohl Hintergrundkarton, als auch lichtdichter Molton-Bühnenstoff. Die beiden Materialien sollen hier kurz vorgestellt werden:
- Hintergrundkarton gibt es in nahezu allen Farben und verschiedenen Breiten. Er ist in der Regel fest auf eine stabile Pappröhre aufgerollt und bietet neu 11 Meter. 2 Meter sollte der Karton mindestens breit sein, wenn man Teilportraits machen möchte, für Ganzkörperportraits sollte die Breite entweder 2,72 Meter oder 3 Meter betragen, damit man außer dem Model und dem Hintergrund keine störenden Ränder mit auf dem Ausschnitt hat.
Die Vorteile sind:
♦ in nahezu allen Farben / Farbgebungen / Farbmusterungen erhältlich
♦ wenn der Hintergrund verschmutzt (grade im Bodenbereich), schneidet man einfach das verschmutzte Stück ab und rollt neuen Karton von der Papprolle ab
♦ sehr gleichmäßige Reflexion des Lichtes
Die Nachteile hierzu sind aber:
♦ ist nicht feuerfest (was grundsätzlich erstmal kein handfestes Argument sein dürfte. außer man bringt Kerzen mit ein)
♦ reflektiert Licht (ist nicht immer gewünscht)
♦ die Rollen mit 2,72 bzw. 3 Metern Breite sind nicht einfach zu transportieren (in meinen Peugeot 307 - 5-Türer - bekomm ich meine 2,72 Meter-Rolle nur, wenn sie vorne aus dem Beifahrerfenster herausschaut)
- Als Alternative zum Karton gibt es den Molton-Hintergrundstoff. Molton ist ein lichtdichter Bühnenstoff, den es in einer leichten Variante 160 gr/m² und in einer schweren Variante 300 gr/m² gibt. Dieser Stoff ist absolut feuerfest, absolut lichtundurchlässig und kann hervorragend in der Waschmaschine genutzt werden. Ich empfehle Molton in einer Breite von 3 Metern und einer Länge von 6 Metern (Nutzung gut möglich ab 4 Metern) bei einem Gewicht von 300 gr/m² zu beschaffen. Ebay bietet hier ein wahnsinnig großes Angeobt.
Die Vorteile von Molton sind:
♦ absolut lichtundurchlässig
♦ feuerfest
♦ reflektiert Licht nicht, ideal bei schwarzem Molton z.B. in der Low-Key-Fotografie
Die Nachteile liegen aber auf der Hand:
♦ bei Verschmutzung nicht ganz einfach zu reinigen - schweren Stoff mit einer Fläche von 3x6 Metern kann man nicht mal eben in die Waschmaschine stopfen, geschweige denn gut trocknen; nur Absaugen mit einem Staubsauger ist hier möglich
♦ sehr begrenzte Farbauswahl
♦ Stoff kann bei der Lagerung Falten werfen - bei dieser Stoffgröße ist bügeln aber nahezu ausgeschlossen
Daher empfehle ich persönlich Folgendes:
⇒ Molton-Stoff mit 300 gr/m² in schwarzer Farbe
⇒ restliche Farben, insbesondere weiß, in Form von Hintergrundkarton
⇒ erste Farbe, die man sich anschafft, sollte entweder weiß oder schwarz sein; die zweite Farbe die jeweils andere
⇒ danach neutrale Hintergrundfarben anschaffen: babyblau, knallgelb, rot, grau oder braun
C. Die Beleuchtung
An Beleuchtung gibt es, wie so oft, wieder zwei Möglichkeiten, die wiederum einige Vor- und Nachteile haben. Hier gibt es
► Dauerlicht
oder
► Blitzlicht
Kommen wir zunächst zum Dauerlicht. Hier gibt es die günstige Variante, nämlich Halogenscheinwerfer aus dem Baumarkt, entweder mit 500 Watt oder mit 1000 Watt. Erfahrungsgemäß kommt man mit einer einzigen Lampe nicht weit, benötigt also mehrere. Entscheidende Nachteile sind ein auf Farbfilm ausgeprägter Farbstich, so dass sich diese nur für SW-Fotografie oder für die digitale Farbfotografie mit der Möglichkeit des Weißabgleiches anbieten.
Zudem werden Halogenscheinwerfer sehr heiß. Was im Winter für das Modell angenehm sein kann, kann im Sommer zum Hitzestau führen. Vorsicht gilt allerdings, sich an heißen Geräten nicht die Finger zu verbrennen. Zudem darf auf die heiße Glasscheibe eines 1000-Watt-Strahlers kein Tropfen Wasser (oder Schweiß) kommen - die Scheibe kann dann heftig bersten. Dafür sind die Scheinwerfer sehr günstig in der Anschaffung.
Die Alternative sind Tageslicht-Dauerlichtlampen, wie sie der Fotohandel anbietet. Sie sind bei einer brauchbaren Leistung ungefähr 2/3 so teuer wie Kompaktblitzköpfe und entwickeln nicht so eine Hitze wie die kleinen Kontrahenten aus dem Baumarkt.
Dauerlicht ist aber eines gemeinsam: das harte, grelle Licht hält das Modell nicht ewig durch und kann auf Dauer zu Kopfschmerzen führen.
Wer regelmäßig in's Studio möchte, sollte sich jedoch für eine Kompaktblitzanlage entscheiden.
Über das schwächere , entsprechend der Blitzleistung regelbare Einstelllicht lässt sich der Licht-/Schattenverlauf gut kontrollieren, der Blitz wird nur beim Auslösen abgefeuert, es wird kaum bis keine Hitze verursacht. Zudem gibt es insbesondere für die Kompaktblitzanlagen eine riesige Anzahl an Lichtformern. Aus persönlicher Erfahrung kann ich die günstigen und qualitativ guten Walimex-Geräte sehr empfehlen.
Für Räumlichkeiten / Studiogrößen bis zu 4 x 4,5 Meter eignen sich ein bis zwei Blitzköpfe á 260 Wattsekunden hervorragend. Bei einer größeren Studiofläche bis 5 x 5,5 Metern kommt man noch mit ein bis zwei Geräten á 350 Wattsekunden sehr weit, bei Räumlichkeiten von 6 x 7 Metern und größer sollten die Blitzköpfe schon 500 Wattsekunden oder mehr haben.
D. Lichtformer
Wie bereits erwähnt, gibt es an Lichtformer umfangreiche Möglichkeiten, um seine Kompaktblitzanlagen aus- bzw. aufzurüsten. Auf die Wirkung / Lichtverteilung wird im Kapitel 5.3 eingegangen, hier sollen sie nur kurz vorgestellt werden. Als da gibt es:
- den Standardreflektor: ist beim Kauf nahezu immer dabei, macht ein recht hartes Licht
- Wabeneinsatz für den Standardreflektor für weicheres, dunkleres Licht
- Softbox / Oktabox: Lichtwanne mit mindestens einer Diffusorschicht, meistens zwei Schichten. Softboxen sind viereckig, Oktaboxen rund oder achteckig
- Striplight: ist eine rechteckige Softbox, z.T. mit schwarzen Stoffvorsätzen, um besonders diffuses Licht zu machen
- Durchlichtschirme weiß: eine Diffusorschicht, nicht so wirkungsvoll wie Softbox / Oktabox, streut das Licht stärker, schwieriger auszurichten
- Reflexionsschirme gold / silbern: reflektieren das Blitzlicht und schaffen hier eine warme (gold) oder eine kalte (silber) Lichtstimmung, schwieriger auszurichten als beispielsweise eine Softbox
- Spotvorsätze: Verengungen, um nur kleine Bereiche auszuleuchten
- Farbvorsätze: Vorsätze für den Standardreflektor oder die Softbox, um farbiges Licht zu erzeugen / zu verstärken
E. Stative für die Lichtmittel
Hier gibt es nicht viel zu erwähnen. Es gibt Stativsysteme für Tageslicht-Dauerlicht- und für Kompaktblitzanlagen. Ideal sind Stative mit Luftfederung, die Erschütterungen wegstecken.
F. Aufheller
Für den Anfang kann sich der Einsteiger gut mit einer recht dicken (wegen Bruchgefahr), schneeweißen Styroporplatte helfen, die das Licht sehr gleichmäßig und durch die rauhe Oberfläche ideal streut. Zudem sind Styroporplatten im wahrsten Sinne des Wortes billig. Vorsicht ist aber mit Baustrahlern geboten, die Hitze bekommt den Styroporplatten nur begrenzt.
Etwas eleganter sind Faltreflektoren, die es in unterschiedlichen Farben und Größen gibt. Ideal ist ein 5in1-Faltreflektor (gold, silber, goldsilber, weiß, schwarz) in einer Größe mit 50 bis 105 cm Durchmesser.
1.4 Technische Hilfsmittel
Bleiben noch die technischen Hilfsmittel in der Studiofotografie. Hier sind zu nennen:
- Heizstrahler, damit dem Model nicht kalt wird
- sehr starker Fön oder großflächige Pappe, die stark gewedelt wird, um die Haare fliegen zu lassen
- Nebelmaschine um Effekte mit Nebel hervorzurufen
- Körperöl, um Glanz in der Aktfotografie hervorzurufen: Oliven- oder Sonnenblumenöl zieht nicht in die Haut ein, verhindert Hautreizungen und sorgt für einen öligen Glanz; Babyöle ziehen in die Haut ein und sorgen für einen seidigen Glanz
Grundsatz: nur braune Hauttöne einölen, um goldbraunen Glanz hervorzurufen. Weiße, helle Haut möglichst matt lassen !!
- Sprühpistole / -flasche mit Wasser gefüllt für Wassertropfen auf der Haut
- Wäscheabdrücke: lassen sich durch ein heißes, in der Mikrowelle erwärmtes Handtuch schnell beseitigen
- Einwegrasierer (Rasur sollte möglichst 2 Tage vor dem Shooting stattfinden, damit Hautirritationen beim Shooting nicht mehr zu sehen sind)
- Eisspray - zur Verhärtung der Brustwarzen
- Stativ - sorgt bei KB für mehr Schärfe (bei Dauerlicht unbedingt einsetzen !!), bei MF kommt man ohne Stativ kaum aus, wenn man mit Dauerlicht arbeitet; sorgt bei Blitzlicht für mehr Schärfe
- Kleidungsstücke, Modeschmuck, Schuhe, Hüte, Stoffe, Gardinen
- Accessoires: Schleifen, Bänder, Geschenkpapiere
- Rettungsdecke als bedarfsmäßiger Aufheller (Vorsicht: Wirkung meist sehr grell)
- Bademantel für die Pausen des Modells
- Stuhl, für das Shooting und für die Pausen
Kapitel 2 - Planung / Konzeptionierung
2.1 Grundsätze
Es gibt ein paar Grundsätze, die in jeder Art der Personenfotografie outdoor oder Studio gelten sollten. Diese sind:
- der Fotograf sollte vor dem Shooting eine Planung / ein Konzept aufstellen. Es ist nicht erforderlich, dass das Konzept bis in's Kleinste durchgeplant ist, wie Profi's es machen. Aber man sollte schon eine Ahnung haben von dem, wie man fotografieren möchte. Es gibt kaum etwas peinlicheres (und rufschädigenderes), als wenn man tatsächlich ein Model zum Shooting überredet hat und dann zu ihr sagt: "Und, was machen wir jetzt?? Hast Du eine Idee??". Das man sich vorher Gedanken zum Shooting macht, klingt natürlich nach einer Selbstverständlichkeit. Das dies in der Praxis aber nicht immer so ist, habe ich immer wieder bei einem Bekannten gesehen, der seit geraumer Zeit ein Model aus dem Freundeskreis zu einem Shooting überreden möchte, aber überhaupt keine Ahnung hat, was er machen und wie er vorgehen will. Nach dem Motto: einfach mal zum Knipsen vorbeikommen, der Rest wird schon. So macht man sich schnell zum Deppen !!
Deshalb gilt grundsätzlich: ein Mindestmaß an Planung muss sein. Umso intensiver die Planung ist, desto ruhiger geht man an ein Shooting, und desto besser werden in der Regel die Ergebnisse.
- ganz wichtig: man darf nie vergessen, dass das Modell ein Mensch und kein rein fotografisches Objekt ist. Entsprechend sollte man es auch behandeln. Hierzu aber mehr im "Umgang mit Modellen".
- Man sollte, auch im Freundeskreis, niemals ein Shooting ohne vorher abgeschlossenen Vertrag durchführen, welcher explizit die Eigentums-, Veröffentlichungs-, Nutzungsrechte und ggfs. das Honorar regelt. Den von mir genutzten, juristisch korrekten und umfangreichen Vertrag werde ich in diesem Kapitel in den nächsten Tagen vorstellen. Dies gilt insbesondere für die Dessous- und Aktfotografie. Freudschaften können vergehen, juristische Streitereien über die Fotorechte entstehen. Es hat in der Vergangenheit immer wieder Fotografen gegeben, die durch solche Rechtsstreitereien empfindliche finanzielle Verluste bis hin zum totalen Ruin hinnehmen mussten - von der Rufschädigung nach solchen Prozessen ganz zu schweigen. Deshalb: niemals ohne Vertrag arbeiten.
2.2 Am Anfang steht eine Idee - das Konzept
2.2.1 Konzept erarbeiten
Gerade als Anfänger ist man gezwungen, sich Bildideen selbst einfallen zu lassen. Ein Freund aus einem Fotoforum schrieb hier einmal sinngemäß, er habe einem Bekannten über die Schulter und "durch fremde Augen geschaut". Will heißen, der Freund hat Ideen von dem Bekannten beim gemeinsamen Fotografieren aufgegriffen und versucht, selbst umzusetzen. So hat er Fotografieren gelernt.
Ideen erhält man u.a. aus reichlich Internetseiten wie Foren und Galerien. Weitere Möglichkeiten sind Bildbände von renomierten Fotografen (Bitesnich, Newton, Adams, Feininger, J. Brüggemann), Foto-Kalendern, Fachzeitschriften für Fotografen und Modells oder einfach aus Magazinen (ruhig auch Männer- oder Frauenhochglanzmagazine wie z.B. Vogue). Weitere Ideen kann einem z.B. die Fernsehwerbung vermitteln.
Hier bieten sich dem Anfänger und dem Amateur Unmengen Bildideen. Wichtig ist, dass man nicht versuchen sollte, auf Biegen und Brechen Vorlagen plump kopieren zu wollen. Mit Sicherheit ist es aber legitim, solche Bildideen aufzugreifen, mit seinen eigenen Vorstellungen zu verschmelzen und so zu ganz eigenen Interpretationen einer bereits vorhandenen Bildidee zu finden.
Abschließend sind noch sog. Posing Guides zu nennen, welche als Ideenanreger für Posen und auch für konkrete Bildideen herangezogen werden können. Von diesen Posing Guides gibt es sehr viele - surft einmal bei http://www.google.de ein und gebt "posing", "Pose" oder ähnliches ein. Ihr werdet erstaunt sein, wie viel ihr findet. Mehr dazu aber im Kapitel 2.4.
Eine sehr gute Möglichkeit, ein Konzept aufzubauen, ist eine Bildidee zu skizzieren. Auch wenn man überhaupt nicht zeichnen kann so wie ich, versucht es trotzdem einmal. Vor Beginn eines mir sehr wichtigen Projektes konnte ich nur Strichmännchen zeichnen, dann habe ich mich intensiv auf das Aktprojekt vorbereitet. Hierzu habe ich mir aus verschiedenen Quellen Posen herausgesucht, die ich meinen Ideen angepasst und dann zu zeichnen versucht habe, was in meinem Kopf rumschwirrte.
Die ersten Zeichnungen waren grottenschlecht (aber nutzbar !!!), aber ich habe sehr schnell gute Zeichnungen hinbekommen. Wenn man Posen, die man während einer Bildidee / eines Konzeptes durcharbeiten möchte, vorher zeichnet, bekommt man ein Gefühl für das WIE, für das Machbare, für Verbesserungen, für die Lichtführung, die man sich zu einer bestimmten Pose wünscht.
2.2.2 Konzeptionelle Checkliste
Um es Euch zu erleichtern, Euer erstes Konzept auf die Beine zustellen, möchte ich Euch hier eine konzeptionelle Checkliste präsentieren. Die Idee hierzu habe ich dem Buch "Die neue Akt Fotoschule" entnommen, eine dort bereits abgedruckte kleine Liste aber erheblich erweitert und den allgemeineren Bedürfnissen (nicht nur für den Aktbereich) angepasst. Hier also eine Konzeptielle Checkliste, welche Euch helfen wird, nicht unvorbereitet in Euer erstes Shooting zu stolpern. Bedacht werden sollte:
- möchte ich ein männliches oder ein weibliches Modell fotografieren??
- soll es ein Kind, ein Jugendlicher oder ein Erwachsener sein??
- sollen es ein oder mehrere Modelle sein??
- auf welchen Bereich soll das Shooting ausgelegt sein?? -> Portrait, Dessous, Teilakt, Akt, Beauty, Fashion
- findet das Shooting outdoor oder indoor, in einer Wohnung als solche oder einem Studio statt??
- möchte ich in schwarzweiß oder in farbe fotografieren??
- soll das Shooting analog oder digital (mit allen Vor- und Nachteilen der jeweiligen Systeme!!) durchgeführt werden??
- benötige ich hochempfindlichen (besonders grobkörnigen) oder Kunstlicht-Film??
- benötige ich einen besonders niedrigempfindlichen Film (ASA 25) für bestimmte Effekte und besonders hohe Schärfe??
- Welche Beleuchtung?? -> Lichtart (Tageslicht, Kunstlicht), Form (Blitzlicht, Dauerlicht), Härte, welcher Diffusor
- nutze ich Weichzeichner für eine Steigerung der Bildaussage??
- fotografiere ich Ganzkörperaufnahmen, den Torso, Details, das Gesicht??
- fotografiere ich das Modell formatfüllend oder mit entsprechend viel Umfeld??
- welche Brennweite ist ideal, welche ist überhaupt möglich (im Wohnzimmer-Studio sind lange Telebrennweiten mit Sicherheit nicht umsetzbar für Ganzkörperaufnahmen)??
- Welche Vor- / Nachteile einzelner Brennweite gibt es zu beachten (z.B. Weitwinkel kann zu Verzeichnungen und unschönen Proportionsveränderungen führen)
- sind Requisiten, besondere Kleindung, technische Sonderausstattung erforderlich??
- welchen Hintergrund / welches Umfeld beziehe ich ein?? -> spezielles Motiv (z.B. eine Festung, ein Schlafzimmer) oder neutral (Hohlkehre)
- daraus ergibt sich: wo veranstalte ich das Shooting??
- welchen Hintergrund nutze ich im Studio?? -> hell, dunkel, farblich (welche Farbe??)
- möchte ich "normal" fotografieren, oder eher in den Low-Key bzw. High-Key-Bereich??
2.2.3 inhaltliche Checkliste
Ähnlich einer konzeptionellen Checkliste sollte auch eine inhaltliche Checkliste nicht außer Acht gelassen werden und in das Konzept mit einfließen:
- welche Bildaussage möchte ich erzielen?? Möchte ich überhaupt eine Bildaussage schaffen??
- möchte ich sachliche, sinnliche, leidenschaftliche oder erotische, temperatmentvolle oder ruhige Ergebnisse erzielen??
- ziele ich auf kühle Ästhetik oder auf Romantik ab??
- welche Symbolik kann ich mit der Körpersprache (Kapitel 3.4) des jeweiligen Modells vermitteln??
Wenn ihr Euch an diese beiden Checklisten haltet und die jeweiligen Punkte für Euch klärt, habt ihr eine gute Basis für ein durchdachtes und gelungenes Konzept.
2.3 Der Modelvertrag
Aus den bei den Grundsätzen genannten Gründen rate ich jedem Fotografen, der - im oder außerhalb des Studios - gezielt Portrait-, Dessous-, (Teil-)Akt-, Beauty- oder Fashionaufnahmen erstellt, immer mit Modelvertrag zu arbeiten. So ist sichergestellt, dass er nicht nur jederzeit seine Urheberrechte an den Aufnahmen geltend machen kann, sondern auch, dass er diese Aufnahmen uneingeschränkt (nichtkommerziell) nutzen kann, auch wenn es irgendwann mal zwischen Fotograf und Modell zu Streitigkeiten kommt.
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle meinen Modelvertrag als PDF-Dokument zum downloaden anbieten, den ich nun seit weit über einem Jahr nutze. Da dies durch die Homepage-Baukastensoftware nicht ohne weiteres möglich ist, werde ich Euch den Vertrag per Email zur Verfügung stellen, wenn ihr zu mir Kontakt aufnehmt. Ihr könnt mir jederzeit zu mir über den Menübutton "Kontakt" eine Nachricht zukommen lassen.
Dieser Vertrag geht weit über die im Internet und in gängiger Literatur dargestellten Musterverträge hinaus und zeichnet sich unter anderem durch einen Haftungsausschluss, eine salvatorische Klausel und die Absicherung aus, dass die Aufnahmen ohne Zwang und ohne den Einfluss jeglicher Rauschmittel entstanden sind. Zudem ist Platz für Sondervereinbarungen, z.B. Gage für das Modell bzw. den Fotografen, TfP-Vereinbarungen (z.B. "Das Modell erhält nach dem Shooting 3 Abzüge in Größe A und 5 Abzüge in Größe B sowie eine Foto-CD mit diesem und jenem Inhalt"). Last but not least ist aufgeführt, dass bei minderjährigen Modellen die Erziehungsberechtigten unterzeichnen müssen. Dieser Vertrag ist ausdrücklich für nichtkommerzielle Zwecke aufgesetzt worden.
Bei nichtkommerziellen Aufnahmen ist die Verwendung eines Modellvertrages eine dringende Empfehlung. Bei kommerzieller Nutzung hingegen ist ein Modellvertrag Pflicht. Hierzu reicht der präsentierte Vertrag auch nicht aus; vielmehr sollte hier im Internet gezielt gesucht oder ein entsprechender Vertrag von einem Anwalt aufgesetzt werden. Ein Vertrag für die kommerzielle Nutzung von Aufnahmen muss mindestens enthalten:
- Definition der genauen Art der Aufnahmen
- Festlegung der Höhe der Gage für das Modell
- Quittierung des Empfanges der Gage
- Beteiligungsregelung des Modells an den Einkünften aus der kommerziellen Nutzung
- genaue Festlegung des kommerziellen Zwecks
- genaue Festlegung, WANN, WO bzw. WORIN, wie OFT die erstellten Aufnahmen kommerziell genutzt werden.
Ihr seht also, spätestens bei kommerzieller Nutzung wird die Angelegenheit komplizierter. Daher lasst Euch im Opitmalfall von einem Rechtskundigen beraten.
2.4 Posen / Formenlehre / Farbpsychologie
Ein Konzept ist zur Planung eines gelungenen Shootings unerlässlich, entweder grob oder bis in’s Kleinste durchgeplant. Neben Bereichen wie dem Ziel, der Bildaussage, dem benötigten Equipment oder auch der Location stellt sich noch andere Fragen, die vor einem Shooting geklärt werden sollten. Hierzu zählen zunäcsht die Posen, welche für das Model vorgesehen sind. Um einem Model trotz guter Vorbereitung nicht sagen zu müssen: "okay, ich hab alles organisiert, nun mach mal" (denn mehr kann man sich wohl kaum blamieren), sollte man hier klare Vorstellungen entwickelt haben. Weiterhin sollte man sich Gedanken zur Formenlehre und ihre bildliche Wirkung im Ergebnis – der Aufnahme - machen. Last but not least ist es sich wichtig, sich einmal mit der Farbpsychologie auseinander zu setzten, wenn man auf Farbfilm / farblich digital fotografieren möchte.
A. Posen
Eine gute Pose macht einen Großteil einer gelungenen Aufnahme aus. Posen bieten alles, von Verschlossenheit bis Offenheit, von stiller Ästhetik bis zu offener Erotik, von fröhlich bis trauernd, ruhig bis athletisch-sportlich, von verspielt bis ernst. Um die Wirkung der Bildaussage optimal zu unterstützen, sollte man sich also bereits im Vorfeld eines Shootings darüber Gedanken machen, welche Posen man überhaupt einsetzen und welche Pose man wann einsetzen möchte. Nicht jede Pose passt zu jedem Model, und nicht jede Pose passt zu jedem Projekt. Natürlich kann und sollte man während des Shootings auch auf Ideen und Vorstellungen des Models eingehen. Aber die eigenen Vorstellungen sollten auf jeden Fall in die Planung einfließen. Eine sehr gute Möglichkeit (ich habe sie bereits erwähnt und schreibe dies auch aus eigener Erfahrung), sich vor dem Shooting mit Posen und ihrer Wirkung zu befassen, ist es, Posen selbst zu skizzieren, ob nun mit oder ohne Vorlage. Beim Skizzieren einer Pose wird man sich nicht nur über die Haltung, sondern gleichzeitig über die Wirkung, die bevorzugte Ausleuchtung und weitere Details im Klaren.
Für einen Anfänger oder Unerfahrenen im Studio ist es zunächst nicht ganz einfach, ein Kontingent von Posen zu haben, welche man während eines konkreten Shootings durchführen möchte. Klar sollte sein, dass man Vorlagen nicht einfach 1:1 nachkopiert, sondern nur Anregungen sucht, um diese selbst umzusetzen. Wie kommt man aber an Vorlagen / Ideen für Posen ??
- es gibt so genannte Posing Guides, Bildbücher mit umfangreichen Sammlungen von Posen. Manche sind von Amateurfotografen erstellt worden und u.a. bei Ebay oder über google.de zu finden. Hier gibt es z.B. den "Female Model Posing Guide", den "Aktmodel Posing Guide", das "Maxi Pose Book", den "Master Posing Guide" oder ähnliche
- das Internet: hier bietet u.a. die Model-Kartei einen unübertroffen großen Fundus an Ideen, die bereits von anderen Models / Fotografen
- Glamour-Zeitschriften für Frauen (z.B. Vogue), hochwertige Erotikzeitschriften (Hustler, Playboy) oder Fachzeitschriften für Fotografen
- Produktkataloge von Versandhandeln (z.B. Quelle / Neckermann / Otto…)
- Lehrbücher, z.B. über Portrait-, Glamour-, Beauty-, Dessous- und Aktfotografie
B. Formenlehre
Für die Bildaussage kann es wichtig sein, sich ein wenig mit der Formenlehre auseinander zu setzen. Wenn man in der Fotografie nicht völlig neu ist und sich mit der Thematik befasst, hat man in der Regel bereit ein gewisses Gefühl für die Gestaltung seiner Fotos oder gar entsprechende Erfahrung. Dies kann aber durch gezielten Einsatz bzw. gezielten Umgang mit den Formen weiter vertieft werden. Zumindest so viel sollte man über die Wirkung von Formen wissen:
- Rundungen gelten als weich, ruhig, weiblich und sogar als elegant, grazil, zum Teil auch verletzlich
- Ecken, Linien und Kanten gelten als aggressiv, unruhig, ggfs. sogar laut, männlich, hart
- Kombinationen aus Rundungen und Linien gelten als harmonisch, wobei ein Teil dominieren kann
- dominiert das runde Element, wird die Gesamtaussage zur Ruhe und zur Weiblichkeit tendieren
- dominiert das eckige / liniengeprägte Element, herrscht eine (sehr) gespannte, dynamische, aggressive Atmosphäre vor
C. Farblehre /-psychologie
Entscheidet man sich, seine Aufnahme mit Farbfilm oder farbig digital zu gestalten, sollte man (insbesondere mit den vielfältigen Möglichkeiten, die sich im Studio bieten) die Farbpsychologie kennen bzw. beachten, um die Bildaussage zu unterstützen oder sogar gezielt zu steigern.
Beginnen wir mit der Farblehre: zunächst einmal gibt es die 3 Grundfarben - rot, blau und grün. Aus diesen drei Farben lassen sich alle anderen Farben mischen, kommen alle drei zusammen, erhält man weiß. Dies beschreibt die additive Farbmischung.
Die subtraktive Farbmischung besteht aus 3 Farben, die jeweils aus 2 gemischten Grundfarben bestehen – cyan, magenta und yellow. Fügt man diese 3 Farben zu gleichen Teilen zusammen, erhält man schwarz.
Die additiven Farben (rot, blau, grün) und die subtraktiven Farben (cyan, magenta, yellow) bilden zusammen den 6teiligen Farbstern. Der 12teilige Farbkreis besteht aus den additiven und subtraktiven Farben und jeweils einer Zwischenfarbe. Hierbei ist wichtig, dass gegenüberliegende Farben Komplementärfarben sind. Stellt man sich in diesen Farbkreis ein innenliegendes Dreieck vor, liegen auf den Spitzen dieses Dreiecks harmonische Farben. Nebeneinander liegende Farben werden als verwandt oder ähnlich bezeichnet.

So, und nun zur psychologischen Wirkung der einzelnen Farben:
- rot suggeriert Nähe, erschafft Assoziationen von warm bis heiß, wirkt lebhaft, erregend, erotisch. Rot steht aber auch für Gefahr, Feuer, Kraft und Aggression.
- blau wirkt je nach Intensität kühl bis (eis-)kalt und weckt Assoziationen von Himmel, Wasser, Eis und Ferne. Blau wirkt besänftigend, beruhigend.
- grün ist die Farbe der Natur und steht für Frische, Gras, Pflanzen, Frühling. Grün assoziiert Natürlichkeit, Hoffnung, wirkt ausgleichend beruhigend und ist eine sehr neutrale Farbe
- gelb steht für Heiterkeit, Sonne und erschafft Vorstellungen von Wärme, aber auch Neid, Feigheit, Krankheit. Zudem ist Gelb eine Signalfarbe und kann Gefahr bedeuten
- braun ist die Erdfarbe, assoziiert Laub und Herbst, Melancholie, Schwere und Ernsthaftigkeit. Braun ist eine ruhige, aber schwere Farbe
- violett ist eine romantische, stimmungsvolle Farbe. Sie steht für die Würde des Alters, Erinnerungen an die Morgen- und die Abendstimmung, weckt geheimnisvolle Emotionen. Violett ist eine sehr intensive Farbe.
Last, but not least gibt es noch die Kontraste in der Farbfotografie zu beachten:
- Farbtonkontrast: 2 im Farbkreis weit auseinander liegende Farben wirken lebendig, fröhlich
- Kalt-Warmkontrast: warme und kalte Farbe im Verhältnis 50:50
- Mengen-Kontrast: warme, helle Farben brauchen weniger Flächenanteile als kalte, dunkle Farben.
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